Im komplizierten Firmengeflecht von Juicy Fields scheinen sich zwei Seiten gebildet zu haben, die sich nun gegenseitig vorwerfen, die Kunden abgezogen zu haben.
Die Berliner Staatsanwaltschaft sucht nach den Verantwortlichen hinter dem mutmaßlichen Cannabis-Scam, hat aber mit dem Verbot von Juicy Fields durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nichts zu tun.
Die geprellten User tauschen sich in zahlreichen Chatgruppen und Foren aus, recherchieren teilweise auf eigene Faust, rufen bei den angeblichen Telefonnummern der Geschäftsführer an, die noch auf der Website stehen oder fahren zu angeblichen Geschäftsadressen.
Das Firmengeflecht ist sehr undurchsichtig. Die Berliner Firma Juicy Grow GmbH stand ursprünglich im Impressum von juicyfields.io. Gegründet wurde sie - laut Handelsregister - im Jahr 2020 von einem Mann namens Viktor Bitner. Viktor Bitner trat jedoch niemals öffentlich in Erscheinung. Als CEO des Cannabis Unternehmens fungierte lange Zeit ein US-Amerikaner namens Alan Glanse. Laut Handelsregister war er jedoch lustigerweise nie eingetragener Geschäftsführer. Im März 2022 nahm Glanse ohne Vorwarnung seinen Hut und behauptet selbst Opfer des Betrugs geworden zu sein.
Im Impressum tauchte Anfang 2022 die Juicy Holdings B.V. mit Sitz in Amsterdam auf, an die sich die deutsche Finanzaufsicht Bafin wandte, als sie im März 2022 zunächst eine Warnung zu Juicy Fields veröffentlichte und im Juni 2022 das Geschäft in Deutschland ganz verbot.
Aus zwei Rohren wurde nun auf zwei verschiedene Spatzen gefeuert:
Einnal die Berliner Staatsanwaltschaft vs die Juicy Grow GmbH und Bitner und einmal die Bafin-Bann vs Juicy Holdings B.V., weil man keinen Prospekt vorzuweisen konnte, den eigentlich jeder Finanzdienstleister benötigt. Also ein rein formaler Grund.
Die Firma wurde von in einem Schreiben der Bafin Anfang Juli 2022 zu einer Zwangsgeldzahlung in Höhe von einer Million Euro aufgefordert, da sie sich nicht an das Verkaufsverbot hielt. Die Juicy Holdings hat die Zwangsgeldforderung der Bafin mittlerweile zurückgewiesen, was sicher vor Gericht ausgefochten wird.
Innerhalb dieses Firmengeflechts haben sich nun zwei Seiten herausgebildet, die sich nun gegenseitig vorwerfen, die Kunden abgezogen zu haben.
Auf einem geleakten Dokument befinden sich zudem die Passkopien einiger Personen, die die eigentlichen Hintermänner von Juicy Fields sein sollen. Der ehemalige CEO Alan Glanse bestätigte gegenüber der spanischen Zeitung "
El País Financeiro" die Echtheit der Passkopien und dass die eigentlichen Besitzer der Cannabis Firma zeigen.
Der Pate dieser virtuellen Cannabis-Zuchtplantage soll demnach ein Russe namens Paul Bergolts sein, dem laut des Dokuments 51% der Firmenanteile gehören. Auch zwei weitere Gesellschafter, Vasily Kandinski und Alex Vaimer, sind russische Staatsbürger.